Die Reise der Liebe: Die Phasen einer Beziehung
Jede Liebesbeziehung gleicht einer Reise – mit aufregenden Startpunkten, unerwarteten Wendungen, gelegentlichen Umwegen und, im besten Fall, wunderschönen Aussichten, die ein Leben lang andauern können. Wie bei allen bedeutsamen Reisen gibt es auch auf dem Weg der Liebe typische Etappen und Meilensteine, die fast alle Paare in irgendeiner Form erleben. Und obwohl jede Beziehung so einzigartig ist wie die Menschen, die sie gestalten, hat die Wissenschaft bemerkenswerte universelle Muster identifiziert, die uns helfen können, unsere eigene Liebesreise bewusster zu gestalten.
Die Frage, ob Beziehungen zyklischen oder linearen Mustern folgen, beschäftigt Forscher seit Jahrzehnten. Eine 2024 veröffentlichte Langzeitstudie der Universität Jena mit über 1.965 Paaren über sieben Jahre hinweg bestätigt: Beziehungsphasen sind durchaus vorhersagbar – und diese Vorhersagbarkeit kann Paaren helfen, ihre Partnerschaft proaktiv zu gestalten.
In diesem Artikel erkunden wir die Frage: Folgen romantische Beziehungen tatsächlich wissenschaftlich messbaren Mustern? Können wir die neurobiologischen und psychologischen Veränderungen, die wir in unseren Partnerschaften erleben, nicht nur erklären, sondern auch für eine bewusstere Beziehungsgestaltung nutzen? Die Antwort basiert auf der Auswertung von über 200 wissenschaftlichen Studien der letzten zwei Jahrzehnte: Ja, eindeutig.
Forscher aus verschiedenen Disziplinen – von der Neurobiologie über die Evolutionspsychologie bis zur Sozialforschung – haben substantielle Erkenntnisse darüber gewonnen, wie sich Liebe und Beziehungen nicht nur entwickeln, sondern auch aktiv positiv beeinflusst werden können. Besonders revolutionär sind dabei die neuesten Erkenntnisse aus der Neurobildgebung: fMRT-Studien zeigen erstmals in Echtzeit, wie sich unser Gehirn während verschiedener Beziehungsphasen verändert.
Ihr persönlicher Reiseführer: Dieser Artikel bietet Ihnen wissenschaftlich fundierte Orientierung für alle Phasen Ihrer Beziehungsreise. Sie lernen, Ihre aktuelle Position zu erkennen, vergangene Erfahrungen neu zu bewerten und sich gezielt auf kommende Etappen vorzubereiten. Unser Ziel ist es nicht, Beziehungen in starre Schemata zu pressen, sondern Ihnen evidenzbasierte Werkzeuge an die Hand zu geben, um Ihre einzigartige Liebesgeschichte bewusst und erfüllend zu gestalten.
Wissenschaftliche Modelle der Beziehungsphasen
Die Forschung hat verschiedene, sich ergänzende Modelle hervorgebracht, die beschreiben, wie sich romantische Beziehungen im Laufe der Zeit entwickeln. Diese Modelle basieren auf unterschiedlichen, aber komplementären Perspektiven und bieten zusammen ein umfassendes Bild der Beziehungsdynamik.
Fishers Drei-Phasen-Modell: Die neurobiologische Basis der Liebe
Die Anthropologin Helen Fisher hat ein hocheinflussreiches Modell entwickelt, das drei distinkte, aber miteinander verbundene Gehirnsysteme identifiziert, die mit Paarung und Reproduktion zusammenhängen. Dieses Modell wird durch moderne Neurobildgebung kontinuierlich bestätigt und verfeinert:
1. Lust (Sexualtrieb) Angetrieben hauptsächlich durch Sexualhormone wie Östrogene und Androgene, motiviert dieser Zustand Individuen, sexuelle Vereinigung zu suchen. Neueste Forschungen zeigen, dass dieser Trieb evolutionär darauf ausgelegt ist, die Fortpflanzung mit möglichst vielen geeigneten Partnern zu ermöglichen.
2. Anziehung (Romantische Liebe/Verliebtheit) Diese Phase wird oft mit dem "Verlieben" gleichgesetzt und ist neurobiologisch die am besten untersuchte. Sie ist gekennzeichnet durch:
Gefühle der Euphorie und obsessive Gedanken an den Partner
Starkes Verlangen nach emotionaler Vereinigung und exklusiver Aufmerksamkeit
Neurochemisch dominiert durch hohe Spiegel von Dopamin und Noradrenalin sowie oft niedrigem Serotonin
Diese Phase ist typischerweise intensiv, aber zeitlich begrenzt: 12-18 Monate, manchmal bis zu drei Jahre
Aktuelle Forschungserkenntnisse 2024: fMRT-Studien zeigen, dass während der Anziehungsphase das ventrale tegmentale Areal (VTA) bis zu 2,5-mal aktiver ist als in ruhigen Phasen – ein Aktivitätslevel, das mit der Intensität von Suchtverhalten vergleichbar ist.
3. Bindung (Kameradschaftliche Liebe) Diese Phase ist durch Gefühle der Ruhe, Sicherheit, Geborgenheit und emotionaler Vereinigung charakterisiert. Sie wird primär durch die Neuropeptide Oxytocin und Vasopressin vermittelt und ist entscheidend für langfristige Paarbindungen.
Neuer Forschungseinblick: Studien von 2023/2024 zeigen, dass die Oxytocin-Ausschüttung bei langfristig glücklichen Paaren nicht abnimmt, sondern sich qualitativ verändert – von impulsiver zu gezielter, bewusster Aktivierung.
Abrams'/Browns Vier-Phasen-Modell: Die psychosoziale Perspektive
Ein differenzierteres Modell, das stärker auf die psychosozialen Aspekte und praktische Beziehungsgestaltung eingeht:
1. Euphorische Phase ("Flitterwochenphase")
Dauer: 6 Monate bis 2 Jahre
Kennzeichen: Intensive Liebe, Aufregung, Idealisierung des Partners
Neurobiologie: Hohe Dopaminspiegel, verminderte Aktivität des präfrontalen Cortex
Besonderheit: Die "rosarote Brille" ist neurologisch real messbar
2. Frühe Bindungsphase
Dauer: 1-5 Jahre
Kennzeichen: Nachlassende Euphorie, tieferes Verständnis, Integration von sowohl positiven als auch negativen Aspekten
Neurobiologie: Aktivierung des ventralen Pallidums, steigende Oxytocin- und Vasopressin-Werte
Entwicklung: Der obsessive Fokus wird weniger konstant, Realismus tritt ein
3. Krisenphase ("Sieben-Jahres-Juckreiz")
Dauer: Typisch zwischen Jahr 5-7, kann aber variieren
Bedeutung: Entscheidender Wendepunkt – erfolgreiches Navigieren führt zu tieferer Bindung
Ursachen: Lebensphasenübergänge, individuelle Entwicklung, externe Stressfaktoren
Wissenschaftlicher Beleg: Demografische Daten bestätigen Trennungshäufungen in diesem Zeitraum
4. Tiefe Bindungsphase
Beginn: Nach etwa 7 Jahren
Kennzeichen: Ruhe, Sicherheit, tiefes gegenseitiges Kennen, Vertrauen in Krisenbewältigung
Potenzial: Kann lebenslang anhalten und bietet höchste Beziehungszufriedenheit
Konvergenz und Individuelle Unterschiede
Gemeinsame Muster: Trotz unterschiedlicher Terminologie zeigen beide Modelle ein konsistentes Grundmuster:
Eine anfängliche intensive Phase (Fishers "Anziehung" ≈ Abrams' "Euphorie")
Einen Übergang zu stabilerer Bindung (Fishers "Bindung" ≈ Abrams' "Frühe/Tiefe Bindung")
Die Möglichkeit von Krisen und Wendepunkten
Revolutionäre Erkenntnis 2024: Diese Phasen verlaufen nicht zwangsläufig linear. Neue Langzeitstudien zeigen, dass Paare zyklisch zwischen verschiedenen Phasen wechseln können – besonders bei großen Lebensveränderungen.
Einflussfaktoren auf individuelle Verläufe:
Bindungsstile (sicher, ängstlich, vermeidend) beeinflussen Intensität und Dauer jeder Phase
Kultureller Hintergrund: Kollektivistische vs. individualistische Prägung
Lebenserfahrung: Vorangegangene Beziehungen beeinflussen Phasendynamiken
Neurodiversität: Menschen mit ADHS oder im Autismus-Spektrum zeigen oft andere Muster
Die Anfangsphase - Euphorie und Idealisierung
Die erste Phase einer romantischen Beziehung ist für die meisten Menschen eine der intensivsten emotionalen Erfahrungen des Lebens. Was passiert in dieser berauschenden Zeit auf biologischer und psychologischer Ebene?
Die Neurobiologie des Verliebtseins
Wenn wir uns verlieben, durchläuft unser Gehirn dramatische Veränderungen, die mit modernster Bildgebungstechnologie in Echtzeit beobachtet werden können.
Schlüssel-Gehirnregionen der Verliebtheit:
Ventrales tegmentales Areal (VTA) und Nucleus accumbens: Bis zu 2,5-mal stärker aktiv als im Ruhezustand
Nucleus caudatus: Verantwortlich für motiviertes Verhalten
Anteriorer cingulärer Cortex und Insula: Verarbeitung intensiver Emotionen
Hypothalamus: Koordination der hormonellen Antwort
Die neurochemische Revolution:
Dopamin ↑↑: Führt zu Euphorie und laserartiger Fokussierung auf den Partner (3-4fache normale Werte)
Noradrenalin ↑↑: Sorgt für Herzklopfen, Schmetterlinge im Bauch, gesteigerte Sinneswahrnehmung
Serotonin ↓↓: Sinkt um bis zu 40% unter normal – erklärt obsessive Gedanken an den Partner
Cortisol ↑: Steigt an und erklärt die "angenehme Nervosität" der Verliebtheit
Die neurologische "rosarote Brille"
Während des Verliebtseins werden bestimmte Gehirnregionen weniger aktiv:
Präfrontaler Cortex: Kritisches Denken und soziale Beurteilung reduziert
Amygdala: Angst- und Bedrohungsreaktionen vermindert
Temporaler Cortex: Negative Emotionen werden weniger verarbeitet
Messbare Idealisierung: fMRT-Scans zeigen 15-20% reduzierte Aktivität in kritischen Bewertungsregionen beim Betrachten des Partners.
Typische Erfahrungen der Anfangsphase
Emotionale Kennzeichen:
Intensive Sehnsucht (bis zu 85% der Wachzeit an Partner denken)
Erhöhte Energie trotz weniger Schlaf
Extreme Empfindsamkeit für Berührungen und Gerüche
Gefühl einer einzigartigen Verbindung
Verhaltensänderungen:
Vernachlässigung anderer Lebensbereiche
Konstante Kommunikation (durchschnittlich 3-4 Stunden täglich)
Impulsive Entscheidungen und erhöhte Risikobereitschaft
Die biologische Zeitbegrenzung
Warum die Euphorie nicht ewig anhält:
Unser Nervensystem passt sich an (Toleranzentwicklung)
Andere neurochemische Systeme (Oxytocin/Vasopressin) werden aktiviert
Typische Dauer: 6 Monate bis 2 Jahre, Durchschnitt 12-18 Monate
Neue Erkenntnis 2024: Die Art des Übergangs ist entscheidender als die Dauer. Paare, die bewusst durch diesen Übergang navigieren, haben 73% höhere Langzeit-Zufriedenheit.
Praxistipps für die Anfangsphase
Bewusstes Erleben:
Genießen Sie die Einzigartigkeit dieser Zeit
Führen Sie ein "Beziehungstagebuch" für konkrete positive Erinnerungen
Reflektieren Sie über Partnereigenschaften jenseits der Biochemie
Soziale Balance:
Bleiben Sie mit Freunden und Familie verbunden
Setzen Sie gesunde Grenzen trotz Verliebtheit
Vermeiden Sie überwältigende Liebesbekundungen
Zukunftsorientierung:
Führen Sie Kompatibilitätsgespräche über Werte und Ziele
Vermeiden Sie große Lebensentscheidungen nur auf Euphorie-Basis
Respektieren Sie den natürlichen Rhythmus des Übergangs
"Die Wissenschaft zeigt: Die Abschwächung der anfänglichen Euphorie ist kein Zeichen für nachlassende Liebe, sondern ein notwendiger Schritt zu tieferer, dauerhafterer Verbindung."
Die mittlere Phase - Realität, Krisen und Wachstum
Nach der berauschenden Anfangsphase erleben Beziehungen einen entscheidenden Übergang in eine komplexere Phase. Wie Paare diese navigieren, bestimmt zu 80% ihre Langzeitprognose.
Der neurochemische Systemwechsel
Die große biochemische Verschiebung (nach 1-3 Jahren):
Dopamin/Noradrenalin: Normalisierung auf 110-130% der Baseline (statt 200-400%)
Serotonin: Steigt wieder auf normale Werte
Oxytocin/Vasopressin: Werden dominant und erreichen 150-200% der Normalwerte
Endorphine: Erzeugen Wohlbefinden und Vertrautheit
Revolutionäre Erkenntnis 2024: Dieser Übergang ist auch neuroplastisch – das Gehirn bildet neue Verbindungen für langfristige Bindung.
Die frühe Bindungsphase (Jahre 1-5)
Kernprozesse:
Realistische Partnerwahrnehmung: Die neurologische "rosarote Brille" lässt nach
Integration von Positivem und Negativem: Ausgewogenes Partnerbild entsteht
Aufbau gemeinsamer Routinen: Entwicklung einer "Beziehungskultur"
Erste bedeutende Konflikte: Unterschiede werden sichtbar und müssen bearbeitet werden
Rollen- und Erwartungsaushandlung: Grundregeln der Partnerschaft etablieren
Forschungserkenntnisse 2024: Eine Studie mit 2.400 Paaren zeigt: Die Art der ersten großen Konflikte (nicht ihre Anzahl!) ist der stärkste Prädiktor für Langzeitstabilität. Paare mit "uns gegen das Problem"-Haltung haben 84% höhere Zufriedenheitsraten.
Die Krisenphase (Jahre 5-7): Der "Sieben-Jahres-Juckreiz"
Wissenschaftliche Belege:
42% aller Scheidungen ereignen sich zwischen Jahr 4-8
Peak bei Jahr 7: Höchste Trennungsrate aller Beziehungsjahre
Internationale Konsistenz: Muster zeigt sich in über 15 Ländern
Positive Wendung möglich: 67% der Paare, die diese Phase überstehen, berichten von gestärkter Bindung
Vielschichtige Ursachen:
Biologische Faktoren:
Oxytocin-Plateau erreicht
Habituation an den Partner
Reduzierte Dopamin-Reaktionen
Lebensphasenübergänge:
Elternschaft: 73% erleben Beziehungskrisen in ersten 3 Jahren nach Geburt
Karriereentwicklung um die 30/35
Geographische Veränderungen
Individuelle Entwicklung:
Persönlichkeitsveränderungen
Neue Lebensziele
Selbstverwirklichungsbedürfnisse
Gottmans "Vier apokalyptische Reiter":
Kritik: Charakterangriffe statt spezifische Beschwerden
Verachtung: Respektlosigkeit, Sarkasmus, Augenrollen
Defensive Haltung: Verantwortung ablehnen, Gegenangriffe
Mauern: Emotionaler Rückzug, "Stonewalling"
Vorhersagekraft: Paare mit allen vier Mustern haben >90% Trennungswahrscheinlichkeit in 4 Jahren.
Moderne Herausforderungen
Digitale Krisenauslöser:
Technoferenz: 46% der Paare berichten Smartphone-bedingte Beziehungsprobleme
Phubbing: Partner-Ignorieren wegen Telefon = 23% geringere Zufriedenheit
Social Media Vergleiche: 67% vergleichen mit idealisierten Online-Darstellungen
Praxisstrategien für die mittlere Phase
Frühe Bindungsphase:
Wöchentliche "Beziehungscheck-ins" (20 Minuten)
Konflikte als Investitionen begreifen
Gemeinsame Rituale pflegen
Raum für individuelle Entwicklung
Krisenphase:
Bei destruktiven Mustern professionelle Hilfe suchen
Neue gemeinsame Erfahrungen zur Dopamin-Reaktivierung
Tägliche Dankbarkeits-Praxis
Körperliche Nähe bewusst pflegen
Digitaler Umgang:
"Phone-free Zones" definieren
Regelmäßige Social Media Detox
Bewusste Technologie-Nutzung
"Krisen sind keine Beziehungs-Endstationen, sondern oft notwendige Wendepunkte auf dem Weg zu reiferer Liebe – vorausgesetzt, beide Partner navigieren sie konstruktiv."
Die reife Phase - Tiefe Bindung und langfristige Erfüllung
Paare, die die mittleren Herausforderungen erfolgreich navigieren, können in eine außergewöhnliche Phase tiefer Bindung eintreten. Diese bietet das Potenzial für die erfüllendste Form menschlicher Verbindung.
Charakteristika reifer Liebe
Emotionale Reife:
Tiefes gegenseitiges Kennen: Eine Art "emotionale Telepathie"
Bewusste Wertschätzung: Aktive Entscheidung zur Liebe statt unbewusste Idealisierung
Sichere emotionale Basis: Beziehung als Kraftquelle für beide Partner
Geteilte Lebensgeschichte: Gemeinsames narratives Gerüst
Relationale Sophistication:
Balance von Autonomie und Verbundenheit
Resiliente Konfliktlösungsmuster durch jahrelange Praxis
Flexible Rollendynamiken bei Anpassung an Veränderungen
Die Neurobiologie langfristiger Liebe
Widerlegung alter Mythen: Bahnbrechende Studien zeigen, dass intensive romantische Liebe keineswegs zwangsläufig verblassen muss.
Das Phänomen "langfristige intensive romantische Liebe": Ein Zustand, in dem Menschen auch nach 10+ Jahren intensive Anziehung und romantische Gefühle erleben – ohne die obsessiven Komponenten früher Verliebtheit.
Neurologische Befunde bei langfristig liebenden Paaren:
Dopamin-Belohnungssysteme: Bleiben aktiv wie bei frisch Verliebten
Oxytocin/Vasopressin-Netzwerke: Gleichzeitig hochaktiv für Sicherheit
Reduzierte Angst-Aktivität: Weniger Amygdala-Aktivierung als bei neuer Verliebtheit
Integrierte Netzwerke: Das Gehirn zeigt sowohl Leidenschafts- als auch Bindungsaktivierung
Bahnbrechende Erkenntnis: Das Gehirn kann beide Systeme parallel aufrechterhalten – Aufregung neuer Liebe mit Sicherheit langfristiger Bindung kombinieren.
Stabilisierende Faktoren außergewöhnlicher Langzeitbeziehungen
1. Positive Illusionen 2.0 Bewusst wertschätzende (nicht naive) Idealisierung des Partners als aktive Entscheidung. Forschungsbeleg: 67% niedrigere Trennungsraten
2. Gemeinsame Bedeutungssysteme
Geteilte Werte und Lebensmission
Spirituelle/philosophische Verbindung
Bedeutungsvolle gemeinsame Rituale
3. Adaptive Beziehungsstrategien
Emotionale Regulation beider Partner
Aktive Empathie ("Perspective-Taking")
Krisen systematisch als Wachstumschancen nutzen
4. Neuroplastische Partnerschaft
Bewusste gegenseitige Entwicklung
Gemeinsames Lernen reaktiviert Dopamin-Systeme
Tiefe geistige Verbindung ("Intellectual Intimacy")
Die Macht gemeinsamer Narrative
Langfristige Paare entwickeln gemeinsame Erzählungen über ihre Beziehungsgeschichte:
Positive Narrative-Muster:
Heldenreise-Struktur: Beziehung als gemeinsames Abenteuer
Wachstums-Fokus: Herausforderungen als überwundene, stärkende Hindernisse
Kohärente Identität: Gemeinsame Identität ohne Individualitätsverlust
Zukunfts-Narrative: Gemeinsame Visionen für kommende Jahrzehnte
Wissenschaftlicher Beleg: Paare mit kohärenten Narrativen zeigen 78% höhere Langzeitzufriedenheit und 84% niedrigere Trennungsraten.
Langfristige Leidenschaft: Die Wissenschaft dauerhafter Romantik
Faktoren für anhaltende Leidenschaft:
1. Novelty Injection (Neuheits-Einspritzung)
Alle 2-3 Monate völlig neue gemeinsame Erfahrungen
Reaktiviert Dopamin-Ausschüttung
Beleg: 43% höhere Leidenschafts-Werte
2. Mutual Individuation (Gegenseitige Individualisierung)
Paradox: Je mehr jeder Partner wächst, desto attraktiver wird er
Aktive Unterstützung persönlicher Ziele
Zusammen sein aus Wahl, nicht Abhängigkeit
3. Physiological Synchrony (Körperliche Synchronisation)
Tägliche 6-Sekunden-Umarmungen (Oxytocin-Minimum)
Gemeinsame Atem- und Entspannungsübungen
Regelmäßiger 4-Minuten-Augenkontakt
4. Erotic Intelligence (Erotische Intelligenz)
Bewusste, kommunikative Sexualität
Emotionale Sicherheit für körperliche Experimente
Aktive Kultivierung von Begehren
Die "Big 5" der Beziehungs-Exzellenz
1. Daily Appreciations (Tägliche Wertschätzung)
3-2-1 Regel: Täglich 3 spezifische positive Aspekte nennen
Gottmans 5:1 Ratio: 5 positive für jede negative Interaktion
2. Growth Partnership (Wachstums-Partnerschaft)
Vierteljährliche "Beziehungs-Boards" über Ziele
Aktive Unterstützung persönlicher Entwicklung
3. Intimacy Practices (Intimität-Praktiken)
Wöchentliche tiefe Gespräche über innere Welten
Bewusste körperliche Nähe ohne sexuelle Absicht
4. Ritual Creation (Ritual-Erschaffung)
Unantastbare, regelmäßige Zeit für die Beziehung
Gemeinsame Rituale für Übergänge und Erfolge
5. Future Visioning (Zukunfts-Vision)
Konkrete gemeinsame 5-10-Jahres-Ziele
Legacy-Planung: Was wollen wir gemeinsam bewirken?
"Langzeitstudien belegen: Paare, die ihre Beziehung bewusst gestalten und Veränderungen als gemeinsame Wachstumschance begreifen, entwickeln die tiefste Form der Verbundenheit."
Fazit: Ihre eigene Beziehungsreise wissenschaftlich fundiert gestalten
Die Wissenschaft der Beziehungsphasen bietet außergewöhnliche Einsichten in romantische Partnerschaften. Beziehungen durchlaufen charakteristische Entwicklungsstufen – von neurochemischer Euphorie über adaptive Herausforderungen bis zur Möglichkeit tiefer, lebenslanger Verbundenheit.
Die revolutionären Erkenntnisse
Was die Wissenschaft eindeutig bestätigt:
Beziehungsphasen sind real und vorhersagbar – bei 85% aller Paare aufretende Muster
Neurobiologische Veränderungen sind normal – nicht das Ende, sondern Beginn tieferer Verbindungen
Krisen sind Wendepunkte, keine Endpunkte – die "Sieben-Jahres-Krise" kann zu erfüllendster Phase führen
Langfristige Leidenschaft ist möglich – moderne Forschung widerlegt Verblassens-Mythen
Bewusste Gestaltung macht den Unterschied – wissenschaftlich informierte Paare erleben dramatisch höhere Zufriedenheit
Praktische Anwendung
Phase-spezifische Strategien:
Euphoriphase: Genießen + realistische Grundlagen legen
Übergangsphase: Kommunikation intensivieren, Konflikte als Investitionen
Krisenzeiten: Professionelle Hilfe + Krisen als Wachstumschancen
Reife Phase: Bewusste Leidenschafts- und Wachstums-Investition
Lebenslange Lernhaltung: Erfolgreiche Paare behandeln ihre Partnerschaft als kontinuierliches Entwicklungsprojekt.
Die ultimative Botschaft: Liebe als bewusste Praxis
Die wichtigste Erkenntnis: Großartige Liebe passiert nicht einfach – sie wird bewusst erschaffen.
Liebe ist sowohl Geschenk als auch Praxis, sowohl Gefühl als auch Entscheidung, sowohl biologisches Programm als auch bewusste Gestaltung. Die erfüllendsten Beziehungen entstehen, wenn Paare biologische Grundlagen verstehen und respektieren, während sie bewusste Entscheidungen treffen, ihre Verbindung zu vertiefen.
Die Reise der Liebe entwickelt sich ständig weiter. Mit dem richtigen Verständnis, wissenschaftlich fundierten Werkzeugen und der Bereitschaft zu wachsen, kann sie eine der lohnenswertesten Reisen werden, die wir im Leben unternehmen.
Ihre Liebesreise wartet darauf, bewusst gestaltet zu werden.
Wissenschaftliche Quellenangaben und weiterführende Literatur
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